Grußwort zur Christopher Street Day Parade am 11. Juni 1994

 

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Christopher Street Day Parade,

 

die Freiheit der sexuellen Identität und deren Respektierung durch alle Bürgerinnen und Bürger sollte längst eine Selbstverständlichkeit sein. Liebe und Lust sind für jeden Menschen elementare Lebensbedürfnisse, die sich nicht durch gesellschaftliche Normen einengen lassen.

 

Selbstbestimmtes Leben und selbstbestimmte Sexualität sind für mich grundlegende Elemente meiner gesellschaftlichen Utopie.

 

Endlich ist der $ 175 aus dem Strafgesetzbuch gestrichen worden. Damit hat sich eine liberale demokratische Öffentlichkeit durchgesetzt, die das Anderssein, das Fremdsein ausdrücklich akzeptiert, und ihm seinen Platz in unserer Gesellschaft einräumt. Nur das Bündnis dieser liberalen demokratischen Öffentlichkeit kann Fremdenfeindlichkeit ächten und dumpfem Nationalgefühl entgegentreten, Das ist unsere Aufgabe heute und in Zukunft, denn nur wo Demokratie herrscht kann eine gewünschte Lebensform oder ein Lebensstil sich frei entwickeln.

 

Liebe Schwestern, ich trete für die Ehe von Lesben und Schwulen ein, weil es nicht angehen kann, daß ein bürgerliches Recht Menschen vorenthalten wird, nur weil sie eine andere sexuelle Identität leben.

 

Es lebe die Liebe, die Lust und das Leben an sich.

 

gez.

Eure

Waltraud Schoppe

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