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Grußwort Michael Vesper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

07.06.1994

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Grußwort zum Bielefelder Christopher Street Day 1994

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

 

zum Christopher Street Day 1994 sende ich Euch herzliche Grüße. Als Bielefelder Landtagsabgeordneter freue ich mich besonders, daß zum 25jährigen Jubiläum dieses historischen Ereignisses endlich auch bei uns der CSD gefeiert wird.

 

Bielefeld kann auf eine lange Tradition schwul-Iesbischer Bürgerrechtsbewegung zurückblicken. Bereits seit 1919 wirkte hier eine aktive homosexuelle Gemeinschaft, die sich später dem "Bund für Menschenrechte" anschloß, der größten Schwulen- und Lesbenorganisation der Weimarer Republik.

 

Zu erinnern ist aber auch an den Terror der Nazi-Zeit. Gestapo und NS-Justiz haben in Bielefeld besonders intensiv gegen Schwule gewütet. Der hiesige Landgerichtspräsident forderte 1936 das "Ausbrennen derartiger Geschwüre am Volkskörper”. Die Verurteilungsziffern nach $ 175 RStGB lagen in Bielefeld in den Nazi-Jahren deutlich über dem Reichsdurchschnitt.

 

Die Stadt Bielefeld hat bislang keinerlei Anstrengungen unternommen, der homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken. Die Historie der lesbischen Bürgerinnen und schwulen Bürger muß endlich einen angemessenen Platz in unserer Stadtgeschichte erhalten. Die Ignoranz gegenüber Lesben und Schwulen muß ein Ende haben.

 

Im Landtag von Nordrhein-Westfalen hat BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN seit 1990 das politische Tabu um Homosexualität gebrochen. Wir haben die Lebenssituation von Schwulen und Lesben auf die politische Tagesordnung des Parlaments gesetzt. Ein erster Durchbruch ist damit erreicht.

 

Schwule und Lesben haben sich heute in Deutschland ein gutes Stück Emanzipation in der Gesellschaft erkämpft. Die Durchsetzung gleicher Bürgerrechte steht aber immer noch aus. Gegen Diskriminierung und für Gleichberechtigung: Dafür will BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ab Oktober auch im Bundestag die Weichen stellen.

 

Partei ergreifen für die volle Gleichberechtigung homosexueller Lebensgemeinschaften, für ein Antidiskriminierungsgesetz und ein konsequentes Programm gegen antihomosexuelle Gewalt, für den Ausbau der AIDS-Präventionsarbeit und für die soziale Absicherung von Menschen mit AIDS: Das ist unser Fahrplan für Bonn.

 

Nun müssen Lesben und Schwule weiter Druck machen, damit in Bonn, Düsseldorf und auch in der Bielefelder Kommunalpolitik Mehrheiten für eine schwulen- und lesbenfreundliche Politik entstehen.

Eure Aktionen zum Christopher Street Day leisten dazu einen wichtigen Beitrag. Ich wünsche Euren Veranstaltungen einen erfolgreichen Verlauf.

 

Mit herzlichen Grüßen

 

Michael Vesper

 

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